Martin Waldseemüller
Der Kartograph, der „Amerika“ taufte
Der Kartograph Martin Waldseemüller wurde hier in Wolfenweiler
zwischen 1472 und 1475 geboren. Sein vermutetes Geburtshaus ist die noch heute existierende Binzenmühle. Aus Dokumenten im Stadtarchiv Freiburg geht hervor, dass die Familie ab 1480 in Freiburg (Brsg.) ansässig war. Am 7. Dezember 1490 schrieb sich Martin Waldseemüller in die Matrikel der Universität Freiburg ein. Hier studierte er unter dem Prior Gregor Reisch, der ihn auch in die Kartographie einführte. Nach dem Studium ging er nach Basel, dort erlernte er das Schnitzen von Holzdruckstöcken und nach Strasbourg, wo er im Druckerhandwerk ausgebildet wurde. Seine nächste Station war eine Anstellung als Kartograph im Gymnasium Vosagense in St. Dié, Lothringen.
Es war in St. Dié, wo er am 25. April 1507 in Zusammenarbeit mit seinem Freund und Gelehrten Matthias Ringmann und im Auftrag seines Förderers Herzog René II von Lothringen ein epochales Werk der Geographie herausgab. Basierend auf den Reiseberichten Amerigo Vespuccis entstand ein großes Werk, bestehend aus einer Weltkarte, auch bekannt als die „Geburtsurkunde von Amerika“, auf der zum ersten Mal der Name „America“ erscheint, einem kleinen Faltglobus aus 12 Segmenten und einer Begleitschrift die „Cosmographiae Introductio“.
Die große Weltkarte von 1507 besteht aus 12 einzelnen Tafeln zu je 18 x 35 cm, und zusammengesetzt, ergibt sie eine Gesamtgröße von 1,29 x 2,32 m. Die Begleitschrift, vermutlich das Werk von Matthias Ringmann, befasst sich mit der Kosmographie und erklärt, warum man den neuen Kontinent auf der Weltkarte nach Amerigo Vespucci „America“ benannt hat.
Da zu diesem Zeitpunkt noch keiner die Südspitze des neuen Kontinents umrundet hatte, bleibt es unerklärt, wie Waldseemüller die Nord-Süd Ausrichtung der Westküste des neuen Kontinents so dargestellt hat, wie sie fast tatsächlich ist. Damit hat er auch gleichzeitig einen neuen Ozean, den Pazifik, „erfunden“. Von den ca. 1000 gedruckten Karten ist nur eine einzige bekannt. Diese wurde zufällig bei Bestandsaufnahmen in der Bibliothek auf Schloss Wolfegg in Wolfegg 1901, zusammen mit einer Seekarte, der „Carta Marina“, gefunden. Da die Karte unter dem Namen „Geburtsurkunde von Amerika“ bekannt wurde, zeigten die Vereinigten Staaten von Amerika schon bald großes Interesse daran, sie vom Fürstenhaus Waldburg-Wolfegg Waldsee zu erwerben. Nur war sie auf einer Liste von historischen deutschen Dokumenten und durfte ohne Exporterlaubnis nicht ins Ausland verkauft werden. Eine Exporterlaubnis wurde erst 2001, 100 Jahre nach der „Wiederentdeckung“, genehmigt und für 10 Millionen Dollar an die Library of Congress in Washington verkauft.
Zum 500-jährigen Jubiläum der Erstausgabe der Weltkarte und in Anerkennung für ihren hier geborenen Bürger Martin Waldseemüller, veranstaltete die Gemeinde Schallstadt ein Volksfest und benannte eine Straße nach ihm.
Auch eine Sonderbriefmarke wurde vom Bundesfinanzministerium zu diesem Anlass herausgegeben.
In Erinnerung an den Alumnus der Universität Freiburg enthüllte der Rektor der Universität Freiburg, Hans-Jochen Schiewer, an der Wand des Elternhauses Martin Waldseemüllers am 6. November 2013 eine Reproduktion der Weltkarte von 1507 in Originalgröße sowie eine Tafel mit einer kurzen Beschreibung über das Leben und Wirken des großen Kosmographen.
Am 1. Oktober 2023 ist im Beisein zahlreicher Bürgerinnen und Bürger die feierliche Enthüllung der Waldseemüller-Statue erfolgt. In diesem Zusammenhang hat der Historiker Dr. Lehmann einen geschichtlichen Überblick über Waldseemüller selbst und die Entstehung der Weltkarte mit dem neuen Kontinent gegeben.
Martin Waldseemüller starb am 16. März 1520 in St. Dié.
Horst Reuter aus Schallstadt hat sich intensiv mit der Geschichte Martin Waldseemüllers befasst. Er steht Ihnen für Fragen und Anregungen zur Verfügung. Den Kontakt zu Herrn Reuter können wir gerne für Sie herstellen.
Horst Reuter